2017 – Vaterschaftsklagen

von und mit den Hengstmanns

 

Buch: Frank, Sebastian und Tobias Hengstman

Regie: Bernd Kurt Goetz

Premiere: 09.03.2017 „…nach Hengstmanns“

Wilhelm Busch ist es wohl zu verdanken, dass Väter wissen was Vater sein wirklich bedeutet. Er schmiedete die Crux der Vaterschaft in einen noch heute gültigen Vers: „Vater werden ist nicht schwer! Vater sein dagegen sehr!“ Was aber wenn ein Vater gar nicht weiß, dass er ein Vater ist. Dann ist der Vater gar kein Vater, sondern nur ein Erzeuger. Und wenn der Erzeuger „falsch Zeugnis redet wider seiner Nächsten“, also dem weiblichen Gegenpart der Zeugung mit Überzeugung abstreitet das er bei der Zeugung persönlich dabei war, dann droht dem Erzeuger eine Vaterschaftsklage. Noch vor Jahren war es ein langwieriges Verfahren. Man versuchte über die Blutgruppe den Erzeuger zu überzeugen das bei der Zeugung persönlich präsent war. Denn Zeugen sind bei der Zeugung eher die Ausnahme. Heutzutage ist Dank der modernen Wissenschaft der Gentest der Wahrheit Katalysator. Mit 100%-tiger Sicherheit wird geklärt ob der Vater sich „geschafft“ hat und so die Vaterschaft ohne Klage akzeptieren muss. Dann heißt es eben für den geschafften Vater: „Zahlen – oder ehelichen!“ Wobei manch ein Schlitzohr meint, dass komme aufs Selbe hinaus. Es ist sicher schön dann die Kleinen heran wachsen zu sehen. Aber im Laufe dieser Humanbiologischen Metamorphose lauert dann die nächste „Vaterschaftsklage“. Dann nämlich, wenn einem die „lieben Kleinen“ beginnen über den Kopf zu wachsen. Und nicht nur von der Körpergröße her. Wie das auch immer geht aber Kinder haben plötzlich eine eigene Meinung und oft ein ganz anderes Lebensmodell. Konflikte jeglicher Art sind dann vorprogrammiert. Ja! Wenn sich die Erziehungsberechtigten plötzlich ganz komisch benehmen, weiß der zu Erziehende: Das ist die Pubertät. Der Vater klagt nun anders und räsoniert oft sehr stimmgewaltig: „Du schaffst mich!“ Diese interfamiliären Zwistigkeiten könnten aber auch in andere Lebensbereiche dieser Gesellschaft impliziert werden. So oder so ähnlich funktionieren die Parteienlandschaft, Teile der Wirtschaft und die soziale Struktur. Wilhelm Busch hätte hierzu sicher gedichtet: „Manch Klage wie ’ne Wunde klafft, weil sie so sehr den Vater schafft!“